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Motor-Mechanik

 

Gen I - Turbo

erst Temperaturprobleme
und dann Kapitaler Schaden

Leidens- / Tatsachenbericht

in 7 Schritten

 

geschrieben Anfang November 2019

 

Zur Klärung vorab, um was es sich genau handelt, im Folgenden die technischen Eckdaten der Turbo, wie ich sie in die Werkstatt bekomme :

 

- aufgebohrt auf 83er Kolben (u. neu mit Nikasil beschichtet)

- Kompression von 10,5 auf 8,8 : 1 reduziert (per Fußdichtung)

- max. Ladedruck des Turbo = 1,2 bar

- Aus- u. Einlaßkanäle von Gußkanten bereinigt, aber nicht vergrößert

- Einlaß-Nockenwelle einstellbar / Auslaß-NW original belassen

- Ein- und Auslaß-Ventile original belassen

- Benzin mit 95 Oktan (möglichst ohne und wenn doch max. E5)

- Gang-selektive Turbosteuerung

- abgestimmt auf Ammerschläger Prüfstand ==> ca. 380-400 PS

 

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Vorgeschichte :

Teil I :

Ich bekam die Turbo von Wolfgang ursprünglich auf die Bühne, weil ihm nur ein paar Tage nach Kauf der Busa auf einer BAB - Tankstelle, ca. 70 km südlich von Berlin, gefühlt das gesamte Wasser aus dem Kühler sich unter dem Mopped in einer großen Lache zeigte.

Abgeholt (middm Hänger) und nachgeschaut.

Hmmmmmmm - Mopped naggisch machen und?

Da lag der Ausgleichsbehälter einer B-King auf dem Getriebe und war leer bzw. knochen trocken.

Scheiße - was tun?

Rel. banal - Wasser auffüllen und kurzer Probelauf.

Kurz deswegen, weil bereits nach nur ca. 30 Sekunden der Kühler "pisste".

Warum?

Auch wieder rel. banal - der Intercooler / Ladeluftkühler lag am Wasserkühler an einer kleinen Stelle an und hatte genau dort den Wasserkühler schlicht durchgerieben.

Scheiße - was nun ?

Erbauer der Turbo-Haya angerufen und vereinbart die Haya zu ihm zu schicken zwecks Reparatur.

Dazu ist zu sagen, daß auch noch ein Krümmer-Stehbolzen an Zyl. #1 abgebrochen war und DARAUF hatte ich NULL Bock.

Nach reichlich 4 Monaten war die Haya dann eeeendlich zurück und Wolfgang machte eine kurze Fahrt in Berlin - sagenhafte 14 km uuuuuuuund

 

die Haya war wieder am überkochen.

 

(und Wolfgang wie ich auch!
Wat ne Scheiße und vor allem wat nu machen ? Das Vertrauen zu dem Erbauer war aber so was von derbe und endgültig erschüttert....)

Okay :

Der Ladeluftkühler hatte nun einen fest angeschweißten Abstandshalter und damit knappe 5 mm Luft zum Wasserkühler - wenigstens etwas.

Aber :

Die alte Kopfdichtung war noch drin, obwohl ich dem Erbauer in einem Telefonat auf seine Frage hin deren Austausch mehr oder weniger ans Herz gelegt hatte, nach dem Motto : "Sicher wäre Sicher". Verdammter Drecksack!

 

Folge:

   fast bis zum   

 

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Teil II :

Okay - ICH mache mich dran - mit mega Magenschmerzen, weil Null Erfahrung mit Turbo´s.

Erster Schritt war den B-King Behälter durch einen neuen, originalen Behälter der Gen I zu ersetzen und Testlauf auf der Bühne ca. 15 Minuten.

Soweit schien alles bestens - der Wasserstand stieg im Behälter um ca. 2 cm - nicht mehr, und das ist vollkommen normal. Wasser dehnt sich eben bei Erhitzung aus.

Prima denke ich, Seitenverkleidungen wieder dran und mache (in Abstimmung mit Wolfgang) 2 Tage später eine etwas ausgiebigere Testfahrt zum STC (je ~50 km hin u. zurück).

Wasserstand am STC wie erhofft knapp 2 cm über "Full"

Prima denke ich und lasse die Busa abkühlen.

Knapp 4 h später dann wieder zurück Richtung Werkstatt - erst schön warm fahren und dann mal etwas Feuer - echt Geil wie so´n Turbo schiebt.

Doch knapp 15 km vor "zu Hause", noch auf der BAB bei dort erlaubten ca. 120 km/h, ein massiver Anstieg der Temp.-Anzeige bis dann für die letzten 2 oder 3 km dann auch noch die Warnlampe kam - trotz Fahrtwind !

 

PAAAAAAAAAANIK !

 

Gaaaaaaanz sachte noch bis zur Werkstatt gerollt , Motor aus und Behälter angeschaut.

 

SCHEIßE !  Knallvoll das Ding bis ganz oben hin !

(Foto anklicken macht´s in einem neuen Fenster groß)

 

Was nun ?

 

Telefonat mit meinem Bruder (Foto hatte er per eMail) und wir beide waren einhellig der Meinung , daß mit 99,9999%iger Sicherheit die Kopfdichtung "durch" ist.

 

Der nun folgende Arbeitsaufwand ist hier im Groben beschrieben.

 

Was bis dahin verbaut war :

1. orig. Gen I Kühler mit orig. Lüfter (links)

2. orig. Lüfterschalter (-fühler) bereits nach rechts versetzt (á la dieser Beschreibung)

3. orig. Ausgleichsbehälter (s.o.)

 

Nachdem dann der Motor wieder seinen Betrieb aufnahm (Haya noch auf der Bühne ohne Seitenverkleidungen) und der Wasserspiegel im Behälter selbst nach 20 Minuten im Leerlauf auf der Bühne nur knappe 2 cm anstieg, kamen die Seitenverkleidungen wieder ran.

Abkühlen lassen und am nächsten Tag erneuter Probelauf auf der Bühne uuuuuuuund

wieder blanke Panik !

Der Wasserstand stieg und stieg bis er ca. 6 cm höher als "Full" erreichte und ich den Motor ausmachte.

 

Verdammte Mega-Scheiße - was NUN?

 

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Teil III :

 

Wolfgang kam am nächsten Tag und machte eine Probefahrt mit der wieder nackten Haya über gute 180 km und kurzen High-Speed Fahrten (bis ~ 320 km/h laut seinem GPS).

Resultat :

Alles bestens - Wasserstand im Behälter knappe 2 cm über "Full" und der Zeiger hatte den Mittelstrich nicht ein einziges Mal überschritten.

D.h. - die Reparatur der Kopfdichtung muß als Erfolg erachtet werden.

 

Stellt sich nur jetzt die Frage, was da los ist und was eventuell helfen könnte.

 

 

Diverse Telefonate später, mit meinem Bruder, einem sehr lieben Turbo-Treiber, einem NOX / Kompressortreiber und stundenlangem Schreiben bei Hayabusa.org, dann

 

 

ein erster Lösungsansatz :

 - ein 2. Lüfter muß her,

 

denn augenscheinlich geht mit montierten Seitenverkleidungen und dem einen orig. Lüfter - im Stand (auf der Bühne) - nicht genug Luft durch die Kombi aus Wasserkühler und davor angeordnetem Ladeluftkühler.

 

Übrigens :

Wie sich das Ganze bei Fahrt hier in der Stadt  mit montierten Seitenverkleidungen bei um die 50 km/h oder sogar bei High-Speed auf der BAB bei > 250 km/h verhält, haben wir aus lauter Schiß bzgl. Kopfdichtung erst gar nicht gewagt.

 

 

was man so überschlägig an "neuen" Teilen braucht :

 

A.)    gebrauchten Lüfter der
a.  R1 RN 22 (ebay 20 €)
b.  GSX-R 1000 ´03-´04 (ebay 32 €)

B.)    20 A Sicherung für jetzt 2 Lüfter anstatt der bisherigen 10 A Sicherung für 1 Lüfter

C.)    WIG-Schweißgerät um eines der drei "Beine" des neuen Lüfters etwas zu verlängern

D.)    geschätzte 2 Stunden Ruhe zum Herstellen eines Spezial-Winkels, um den Lüfter oben mit dem Kühler zusammen, vibrationsarm, am Rahmen befestigen zu können

E.)    geschätzte 2- 2,5 weitere Stunden Ruhe zum Schrauben

 

UND - NEIN - ein Gen II Kühler passt nicht Plug ´n Play - ich hab´s angetestet.

 

 

 Vorgehensweise für den 2. Lüfter (im Groben) :

 

1.)    Rechte und linke Seitenverkleidungen ab

2.)    Wasser raus und Kühler (-Paar) komplett ab

3.)    2. Lüfter (A.a.) verbauen & elektrisch mit dem 1. Lüfter parallel schalten

4.)    Kühler füllen & penibel entlüften - wie hier beschrieben

5.)    ursprüngliche 10 A - Sicherung gegen eine mit 20 A austauschen
(der Sicherungskasten sitzt links vorne unter der inneren Abdeckung)

7.)    Testlauf  - checken ob der 2. Lüfter mitläuft und die Sicherung hält

8.)    Seitenverkleidungen dran

9.)    erneuter Testlauf  - checken ob Temp. nun OK ist

 

 

hab´sch wat vajessn ? Ick hoffe ma nich, und wenn doch bitte Bescheid geben .

 

ansonsten

 

fäddisch & Abfaahhhhd

 

 

 

 

 

Dit Jantze hier ooch als

pdf zum

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Tja Leutz - immer noch zu früh gefreut.

Es ist echt zum Heulen.

Worum es geht?

Siehe Teil V.

 

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Teil IV :

 

 

ein weiterer (möglicher, ergänzender) Lösungsansatz :

 

Der Lüfter ist nicht ausreichend - die Temperatur steigt, mit Seitenverkleidungen, im Stand auf der Bühne,  noch immer über den Mittelstrich der Anzeige.

 - Thermostat "raus" -

 

denn eventuell geht mit Thermostat-Körper drin nicht genug Wasser - Volumen durch den Wasserkühler (Reduzierung des Strömungsquerschnitts).

 

Vorgehensweise (im Groben) :

 

1.)    Tank hoch, Seitenverkleidungen ab

2.)    Drosselklappen etc. ab - sonst kommt man nicht sauber an den Anschluß am Kopf ran

3.)    Wasser raus und Anschluß am Kopf abschrauben

4.)    Thermostat raus und derart "beschneiden", daß die beiden "Beine" kurz über dem Ring und nur noch er die daran angebrachte Gummidichtung übrig bleiben

5.)    Thermostat - Ring wieder rein und Anschluß dran (die 6er Schrauben bekommen 10 Nm)

6.)    Drosselklappen etc. wieder ran

7.)    Kühler füllen & entlüften - wie hier beschrieben

8.)    Testlauf - checken ob alles dicht ist

9.)    Seitenverkleidungen ran, Tank runter

10.)    erneuter Testlauf - checken ob der Zeiger im Tacho nicht über den Mittelstrich ansteigt

 

 

ERGÄNZUNG vom 24.11.2019

 

Der 2. Lüfter hat´s wohl scheinbar gebracht, denn

1.      in der Werksatt im Leerlauf bleibt der Zeiger selbst bei fertig montierten Seitenverkleidungen und Tank runter etc. selbst nach knapp 20 Minuten fein eine Zeigerbreite unter dem Mittelstrich.

2.      Wolfgang ist dann bei 9°C draußen ne gute Stunde unterwegs gewesen -
normale Straßen mit um die 50 km/h und Stadtring mit bis zu 120 km/h im 2. max. im 3. Gang (gute 6.000 U/min) und dann, ein Auflaufen auf einen Stau simulierend, abgefahren und mit weiter laufendem Motor stehen geblieben.
Die Temperatur war bestens unterm Strich und blieb auch da.

         Somit ist für mich zumindest im Moment das Problem erst einmal erledigt - höhere Temps draußen, so um die 30°C, müssen wir abwarten - das wird der kommende Sommer hoffentlich zeigen.

 

Bis dahin gilt für mich folgendes Bild

 

Yeah alle 9e bzw. 10e

FULL STRIKE !

 

 

 

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Teil V :

 

NOCHMALIGE Ergänzung vom Juli 2021

 

2. Lüfter verbaut (s.o.) und gefreut - jedoch zu früh.

 

Nach einer Leerlauf - Laufzeit mit komplett montierter Verkleidung lief der Bock doch wieder heiß, will sagen die Temperaturanzeige ging nach ca. 20 Minuten Leerlauf auf der Bühne WIEDER  langsam aber sicher über den Mittelstrich der Anzeige im Tacho hinaus.

 

Folge:

verbunden mit  argem    fast bis zum   

und

(Die Worte gebe ich hier nicht wieder.)

 

Verdammter Mist - nun war ich mit meinem Latein wirklich am Ende.

 

Ein paar Tage gingen ins Land dann hatte ich eine Idee, die da lautete :

 

Läuft die Haya etwa zu mager im Leerlauf?

 

Kumpel Ingo, seines Zeichens mobiler HU/AU - Prüfer, kam mit seinem mobilen Lambda / AFR - Meßgerät in meine Werkstatt zur Ermittlung der tatsächlichen Abgas-Werte am ESD.

 

Schock pur - bei ca. 1.100 U/min hatte die Turbo bloß knappe 0,3% CO2 im Abgas.

Sie lief also VIEL zu mager, was logischerweise zu einer extrem heißen Verbrennung führt und somit das Kühlwasser sehr schnell über die üblichen max-Werte von um die 110 °C hinaus erwärmt.
(Geht die Temp. über 110°C, steigt der Druck im System über die Haltekraft der Feder im Deckel, max. ~1,2 bar, und er bläst ab.)

 

Also Yoshi-Box angeklemmt (es ist eine 16bit ECU verbaut) und schrittweise immer weiter angefettet,
bis das Abgas im Leerlauf dann vernünftige Werte von um die 2,40-2,50 % CO2 anzeigte.

 

Nun ist hoffentlich erst einmal ziemliche Ruhe an der Temperatur-Front.

 

Jepp, die Temperatur bleibt jetzt in ihren vernünftigen Bereichen,

aaaaaaaaaaaaaber ,

noch immer zu früh gefreut.

 

knapp 200 km später ....

 

Es ist echt zum Heulen.

Worum es geht?

Siehe Teil VII.

 

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Teil VI :

 

 

Was evtl. noch kommt, ist noch der Umbau des 2. Lüfters aus der R1 auf den der Gen2, wie ich es hier an meiner normalen 2000er gebaut habe , denn die Gen2-Lüfter haben nach meinem Eindruck / Gefühl nochmals eine höhere Luft-Förderleistung als der Lüfter der R 1 .

 

 

 

Und RIESEN Dank an Ingo nochmals - coole Nummer, geil !

 

Nebeneffekt :

Ich konnte die Leerlaufdrehzahl auf gehörte feinste Drehzahlen einregulieren, so daß der Motor samtweich läuft.

 

 

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Teil VII :

August-Oktober 2022

Nein, die Leidensgeschichte dieser Busa (und des Besitzers) hat noch immer kein Ende.

  

Was geschah :

 

Voller Vorfreude setzt Wolfgang, der Besitzer, an einem freien Tag zu einer kleinen Runde an und kommt nur knappe 150 km weit , bis es heftige Klappergeräusche aus Richtung Motor auf´s Ohr gibt.
(Er ist damit dann noch runde 50 km bis nach Hause damit gefahren ,
wofür ich ihm massiv die Ohren lang gezogen habe , verbunden mit verbalem
- macht man niemals , sondern lässt den Motor aus und ruft den Abschlepper !)

 

Aber OK - ist passiert -

Der Grund für dieses Motorklötern kann der geneigte Leser auf diesen beiden Bildern von Kolben #1 unschwer erkennen.

 

           
Auslaß-Seite                                                                      Einlaß-Seite

 

Und da es sich um einen auf 83 mm aufgebohrten Block + 83er Wössner-Kolben handelt , ist eine weiter Aufbohren nicht möglich.

Ersatz erfolgt mittels eines gebrauchten Standard-Blocks mit originaler 81mm Bohrung und  81mm Kolben.

Aber alleine das Besorgen dieser Ersatzteile war dann schon ne zeitliche Aufwendung - hat um die 3 1/2 Wochen gedauert bis alles da war.